Das für 2024 geplante, aber wegen Vandalismus nicht realisierbare Projekt Razzle Duzzle widmet sich dem Raum unter einer weit ausgreifenden Brücke, einer stark frequentierten Straße über der Bahnlinie Dessau-Leipzig/Halle. Den Raum unter der Brauereibrücke durchquert am östlichen Ende ein Fahrradweg (der „Rote Faden“ – eine mit der IBA Stadtumbau 2010 entwickelte Wegführung), von dem der Blick durch die Staffelung der mächtigen Brückenpfeiler bis jenseits der Bahnlinie reicht.
Dieser Ort soll durch eine künstlerische Gestaltung an den Brückenpfeilern belebt werden.
Der ortsspezifische Entwurf beinhaltet sowohl die verschiedenen Richtungen, welche diesen Ort bestimmen als auch deren vorgegebene Linienführung (Eisenbahnschienen, Strassen-Markierungslinien, Brückenunterkonstruktionen, Fahrradwege u.ä.)
Die mit Acrylfarben gemalten Streifen ergeben eine Art Tarnmuster und lösen optisch die mächtige Konstruktion der Brückenpfeiler auf.
Dazzle camouflage, oder auch Razzle Dazzle (Durcheinander/Tumult) genannt, war eine Gruppe von Methoden, Schiffe (und Fahrzeuge) zur Täuschung des Gegners anzustreichen. Die Royal Navy und die United States Navy wandten sie besonders im Ersten Weltkrieg sowie, in geringerem Umfang, im Zweiten Weltkrieg an. Dieser Anstrich bestand aus komplexen Mustern geometrischer Formen, die sich in kontrastierenden Farben abwechselten.
Die Bezeichnung für diese Tarntechnik leitet sich von dem englischen Wort „to dazzle“ ab, das „blenden oder verwirren“ bedeutet.
Text Johanna Bartl:
Bei der Motivsuche entlang des Roten Fadens fiel besonders der vernachlässigte Raum unter der Brücke Askanische Straße (Brauereibrücke) auf. Die Beschäftigung mit der Entstehung der Brücke und der Entwicklung des Umfeldes führte unmittelbar zur Erkenntnis, dass dieser sehr statische und auch kraftvolle Raum besonderer Beachtung und Wertung bedarf. Unstreitig ist auch, dass ein Projekt für diesen Standort dauerhaft sein soll.
Die Bahnlinie, die hier Dessau mit Berlin, und zwar dem Anhalter Bahnhof, verbindet, durchschneidet die Stadt aber auch. Sie war das Leitmotiv für den Ideenentwurf.
Die geraden Linien reagieren auf die Brückenkonstruktion und konterkarieren sie zugleich durch die Schrägstellung, sie lösen die Volumina der unter der Brücke dominanten Massen auf. Der Entwurf zeigt drei Farben: Schwarz, das im stark verschatteten Raum das Grau des Sichtbetons heller erscheinen lässt, Weiß, das auf diesem inhomogenen Untergrund leuchtet und die kleinsten Grau-Unterschiede differenziert, und ein Rot-Ton, der von weitem Signalwirkung haben soll und mit dieser Zielstellung vor Ort erprobt wird.